Natürliche pflanzliche Quellen für bioidentische Hormone wie Yamswurzel und Soja
Bioidentische Hormone

Bioidentische Hormone: Die natürliche Alternative zur klassischen HRT?

Hormonersatztherapie Portal
13 Min. Lesezeit
Bioidentische Hormone gelten als natürlichere Alternative zur Hormonersatztherapie. Erfahren Sie, was bioidentische Hormone wirklich sind, wie sie wirken und ob sie tatsächlich sicherer sind als klassische HRT.

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Sie suchen nach einer natürlicheren Alternative zur klassischen Hormonersatztherapie? Dann sind Sie wahrscheinlich bereits auf den Begriff „bioidentische Hormone” gestoßen. Diese werden oft als sanftere, sicherere und natürlichere Option beworben – manchmal sogar als „die bessere HRT”.

Doch was steckt wirklich dahinter? Sind bioidentische Hormone tatsächlich natürlicher und sicherer als konventionelle Hormonpräparate? Dieser Artikel erklärt wissenschaftlich fundiert, was bioidentische Hormone sind, wie sie sich von klassischer HRT unterscheiden, welche Vor- und Nachteile sie haben und für wen sie geeignet sind.

Was sind bioidentische Hormone?

Bioidentische Hormone – auch körperidentische Hormone genannt – sind Hormone, die chemisch identisch mit den Hormonen sind, die der menschliche Körper selbst produziert. Ihre molekulare Struktur entspricht exakt den körpereigenen Hormonen Östradiol, Progesteron und Testosteron.

Die Herkunft bioidentischer Hormone

Trotz des Namens „bioidentisch” werden diese Hormone nicht direkt aus menschlichem Gewebe gewonnen, sondern meist aus pflanzlichen Quellen synthetisiert:

Yamswurzel (Dioscorea): Die mexikanische wilde Yamswurzel enthält Diosgenin, einen Pflanzenstoff, der im Labor zu Progesteron und Östrogenen umgewandelt werden kann. Wichtig: Die bloße Einnahme von Yams-Präparaten führt nicht zu Hormonwirkung – die chemische Umwandlung im Labor ist nötig.

Sojabohnen: Aus Soja können ebenfalls Ausgangsstoffe für die Hormonsynthese gewonnen werden, besonders für Östrogene.

Syntheseprozess: Die Pflanzenstoffe werden im Labor chemisch so verändert, dass sie exakt den menschlichen Hormonen entsprechen. Das Endprodukt ist zwar pflanzlichen Ursprungs, aber durchaus ein Laborprodukt.

Bioidentisch vs. Synthetisch – der wichtige Unterschied

Der Begriff „synthetisch” wird oft als Gegensatz zu bioidentisch verwendet, was irreführend ist:

Synthetische Hormone können entweder bioidentisch sein (chemisch identisch mit körpereigenen Hormonen) oder nicht-bioidentisch (leicht veränderte Molekülstruktur).

Nicht-bioidentische synthetische Hormone haben eine abgewandelte Struktur:

  • Konjugierte equine Östrogene (aus Stutenurin gewonnen)
  • Medroxyprogesteronacetat (MPA) – ein synthetisches Gestagen
  • Ethinylestradiol (in Verhütungspillen)

Bioidentische Hormone sind meist auch synthetisch hergestellt, aber chemisch identisch zum Körper-Hormon:

  • 17-beta-Östradiol
  • Mikronisiertes Progesteron
  • Testosteron

Was viele nicht wissen: Moderne HRT ist oft schon bioidentisch

Hier liegt das größte Missverständnis: Viele moderne, konventionelle HRT-Präparate enthalten bereits bioidentische Hormone. Der Unterschied liegt nicht unbedingt im Hormon selbst, sondern oft in:

  • Standardisierung: Pharmazeutische Präparate sind standardisiert und gut untersucht
  • Individuelle Rezepturen: Bioidentische Hormone aus der Apotheke werden individuell dosiert
  • Marketing: Der Begriff „bioidentisch” wird bewusst zur Abgrenzung verwendet

Verschiedene Formen bioidentischer Hormontherapie

Bioidentische Hormone werden auf verschiedene Weisen angeboten – mit wichtigen Unterschieden.

1. Zugelassene pharmazeutische Präparate

Viele reguläre HRT-Medikamente enthalten bioidentische Hormone:

Östradiol-Präparate:

  • Estradot (Pflaster)
  • Gynokadin (Gel)
  • Estrifam (Tabletten)

Mikronisiertes Progesteron:

  • Utrogest
  • Famenita

Vorteile:

  • Von Arzneimittelbehörden zugelassen
  • Standardisierte Dosierung
  • Umfangreiche Studien zu Wirkung und Sicherheit
  • Meist von Krankenkassen übernommen
  • Qualitätskontrollen

Nachteile:

  • Weniger individuell anpassbar
  • Standarddosierungen

2. Individuell hergestellte bioidentische Hormone aus Apotheken

Hier werden Hormone speziell für Sie gemischt, oft basierend auf Hormonspiegelmessungen:

Rimkus-Kapseln: Nach der Rimkus-Methode individuell dosiert, meist Östradiol und Progesteron in Kapselform.

Rezeptierte Cremes und Gele: Können verschiedene Hormone in individueller Dosierung enthalten.

Vorteile:

  • Individuelle Dosierung möglich
  • Verschiedene Hormonkombinationen
  • Flexible Anpassung

Nachteile:

  • Keine standardisierten Langzeitstudien
  • Qualität kann zwischen Apotheken variieren
  • Höhere Kosten (meist Selbstzahlerleistung: 50-150 Euro/Monat)
  • Dosierungsgenauigkeit abhängig von Hormontests
  • Nicht von Arzneimittelbehörden geprüft

3. Freiverkäufliche Präparate und Yams-Cremes

Im Handel erhältlich sind oft:

  • Yams-Cremes
  • „Wilde Yamswurzel”-Kapseln
  • Progesteroncremes

Wichtig zu wissen: Diese Produkte enthalten meist keine bioidentischen Hormone in wirksamer Form. Die Pflanzenstoffe können vom Körper nicht zu Hormonen umgewandelt werden. Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt. Bei echten Wechseljahresbeschwerden sind sie meist unwirksam.

Wie wirken bioidentische Hormone im Körper?

Da bioidentische Hormone die gleiche Struktur wie körpereigene Hormone haben, wirken sie im Körper identisch:

Östradiol (bioidentisches Östrogen)

Bindet an Östrogen-Rezeptoren im Körper und entfaltet die typischen Östrogen-Wirkungen:

  • Reduktion von Hitzewallungen und Nachtschweiß
  • Verbesserung vaginaler Trockenheit
  • Erhalt der Knochendichte
  • Positive Effekte auf Stimmung und Schlaf
  • Hautfeuchtigkeit und Kollagenbildung

Mikronisiertes Progesteron (bioidentisches Gestagen)

Schützt die Gebärmutterschleimhaut vor übermäßigem Wachstum durch Östrogen:

  • Verhindert Endometriumhyperplasie
  • Reguliert Menstruationsblutungen
  • Leicht beruhigende Wirkung
  • Möglicherweise bessere Verträglichkeit als synthetische Gestagene

Für eine detaillierte Gegenüberstellung von Progesteron und synthetischen Gestagenen empfehlen wir unseren ausführlichen Vergleichsartikel.

Testosteron (bioidentisch)

Wird manchmal ergänzend eingesetzt:

  • Verbesserung der Libido
  • Mehr Energie und Muskelkraft
  • Stimmungsaufhellung

Vorteile bioidentischer Hormone

Bioidentische Hormone haben einige tatsächliche Vorteile – allerdings gilt vieles davon auch für moderne konventionelle HRT.

1. Identische Struktur zu körpereigenen Hormonen

Die chemische Identität bedeutet, dass die Hormone an die gleichen Rezeptoren binden und die gleichen Stoffwechselwege nutzen wie körpereigene Hormone. Theoretisch könnte das zu besserer Verträglichkeit führen.

2. Mikronisiertes Progesteron besser verträglich

Studien zeigen, dass mikronisiertes (bioidentisches) Progesteron oft besser vertragen wird als synthetische Gestagene wie Medroxyprogesteronacetat:

  • Weniger Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Brustspannen, Stimmungsschwankungen
  • Möglicherweise geringeres Brustkrebsrisiko als bei synthetischen Gestagenen
  • Leicht schlaffördernd (kann vorteilhaft sein)

Wichtig: Mikronisiertes Progesteron ist in vielen modernen HRT-Präparaten enthalten – Sie müssen nicht zu individuellen Rezepturen greifen.

3. Transdermale Anwendung oft möglich

Viele bioidentische Hormone werden als Gel, Creme oder Pflaster angewendet:

  • Gleichmäßigere Hormonspiegel
  • Geringeres Thrombose-Risiko als orale Einnahme
  • Kein „First-Pass-Effekt” über die Leber

Auch hier gilt: Transdermale Anwendung ist auch mit konventionellen bioidentischen Präparaten möglich.

4. Individualisierung (bei Apotheken-Rezepturen)

Die individuelle Herstellung erlaubt theoretisch eine genauere Anpassung an Ihre Bedürfnisse und Hormonspiegel.

Kritischer Punkt: Die Messgenauigkeit von Speichel- oder Bluttests ist umstritten, da Hormonspiegel stark schwanken. Die Dosierung nach Symptomen ist oft zuverlässiger als nach Laborwerten.

Nachteile und Risiken bioidentischer Hormone

Die Vorstellung, bioidentische Hormone seien „natürlich” und daher nebenwirkungsfrei, ist ein gefährlicher Irrtum.

1. Bioidentisch ≠ Risikofrei

Wichtigster Punkt: Bioidentische Hormone haben die gleichen Risiken wie konventionelle Hormontherapie:

  • Leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko bei langfristiger kombinierter Therapie (über 5 Jahre)
  • Thrombose- und Embolie-Risiko (besonders bei oraler Einnahme)
  • Endometriumhyperplasie bei Östrogen ohne Gestagen (bei intakter Gebärmutter)
  • Mögliche Nebenwirkungen: Brustspannen, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen

Die Risiken hängen ab von:

  • Art der Hormone (Östrogen allein vs. kombiniert mit Gestagen)
  • Dosierung (höhere Dosen = höhere Risiken)
  • Anwendungsform (oral vs. transdermal)
  • Dauer der Anwendung

Nicht davon, ob die Hormone bioidentisch oder synthetisch sind.

2. Fehlende Langzeitstudien bei individuellen Rezepturen

Zugelassene pharmazeutische HRT-Präparate wurden in großen, langfristigen Studien untersucht (z.B. Women’s Health Initiative). Individuell hergestellte bioidentische Hormone haben keine vergleichbare Datenlage:

  • Sicherheit und Wirksamkeit weniger gut belegt
  • Langzeitrisiken unbekannt
  • Keine standardisierten Qualitätskontrollen

3. Unsichere Dosierung durch Hormontests

Viele Anbieter bioidentischer Hormone dosieren basierend auf Speichel- oder Bluttests. Probleme dabei:

Speicheltests:

  • Stark schwankende Werte (Tageszeit, Zyklus, Stress)
  • Korrelation mit Blut- und Gewebsspiegeln unklar
  • Von Fachgesellschaften nicht empfohlen

Bluttests:

  • Hormonspiegel schwanken stark
  • Ein Einzelwert sagt wenig aus
  • Bei transdermaler Anwendung: Blutspiegel nicht aussagekräftig

Empfehlung von Fachgesellschaften: Dosierung nach Symptomen, nicht nach Laborwerten.

4. Höhere Kosten

Individuell hergestellte bioidentische Hormone sind meist Selbstzahlerleistung:

  • 50-150 Euro pro Monat für die Hormone
  • Zusätzlich: Kosten für Speicheltests (50-200 Euro)
  • Beratungshonorare bei spezialisierten Ärzten

Standardisierte bioidentische HRT-Präparate sind günstiger und werden meist von Krankenkassen übernommen.

5. Mangelnde Regulierung

Anders als zugelassene Medikamente unterliegen individuell hergestellte Präparate keiner zentralen Qualitätskontrolle:

  • Dosierungsgenauigkeit kann variieren
  • Wirkstoffgehalt kann schwanken
  • Verunreinigungen möglich

Bioidentische Hormone vs. klassische HRT – der direkte Vergleich

KriteriumBioidentische Hormone (individuell)Konventionelle HRT (bioidentisch)Konventionelle HRT (nicht-bioidentisch)
StrukturIdentisch mit körpereigenen HormonenIdentisch mit körpereigenen HormonenVeränderte Struktur
BeispieleRimkus-Kapseln, individuelle CremesEstradot, Gynokadin, UtrogestPremarin, MPA-haltige Präparate
WirksamkeitVergleichbarGut belegtGut belegt
LangzeitstudienFehlen meistVorhandenVorhanden
VerträglichkeitIndividuell unterschiedlichMeist gutTeils mehr Nebenwirkungen
BrustkrebsrisikoVergleichbarLeicht erhöht bei langer AnwendungTeils höher (abhängig von Gestagen)
Thrombose-RisikoAbhängig von AnwendungsformNiedrig (transdermal) / höher (oral)Höher bei oraler Gabe
Kosten50-150 €/Monat (Selbstzahler)10-40 €/Monat (Kassenleistung)10-40 €/Monat (Kassenleistung)
QualitätskontrolleApothekenabhängigStreng reguliertStreng reguliert
IndividualisierungHochBegrenztBegrenzt

Fazit: Moderne konventionelle HRT mit bioidentischen Hormonen (z.B. Östradiol-Gel + mikronisiertes Progesteron) bietet vergleichbare Vorteile wie individuell hergestellte bioidentische Hormone – mit besserer Studienlage, niedrigeren Kosten und Qualitätssicherung.

Für wen sind bioidentische Hormone geeignet?

Bioidentische Hormone können für verschiedene Frauen eine gute Option sein – wichtig ist die richtige Form zu wählen.

Standardisierte bioidentische HRT-Präparate eignen sich für:

  • Frauen mit Wechseljahresbeschwerden, die bioidentische Hormone bevorzugen
  • Alle, die von günstigen Kosten und Kassenübernahme profitieren möchten
  • Frauen, die evidenzbasierte Therapie mit guter Studienlage wünschen
  • Bei Bedarf an transdermaler Anwendung (Gel, Pflaster)

Empfohlene Präparate:

  • Östradiol-Gel oder Pflaster (z.B. Gynokadin, Estradot)
  • Plus mikronisiertes Progesteron (z.B. Utrogest) bei intakter Gebärmutter

Individuell hergestellte bioidentische Hormone können sinnvoll sein für:

  • Frauen, die auf Standardpräparate schlecht ansprechen
  • Bei Unverträglichkeiten gegenüber Hilfsstoffen in Fertigpräparaten
  • Wenn sehr individuelle Dosierungen oder Kombinationen nötig sind
  • Frauen, die intensive individuelle Betreuung wünschen

Voraussetzungen:

  • Fundierte ärztliche Beratung
  • Realistische Erwartungen (keine Wunderheilung)
  • Bereitschaft zu Selbstzahlerleistung
  • Regelmäßige Kontrollen
  • Kritische Haltung gegenüber Versprechungen

Nicht geeignet sind bioidentische Hormone bei:

  • Brustkrebs oder anderen östrogenabhängigen Tumoren in der Vorgeschichte
  • Akuter Thrombose oder Embolie
  • Schweren Lebererkrankungen
  • Ungeklärten vaginalen Blutungen
  • Unrealistischen Erwartungen an „natürliche” Risikofreiheit

Praktische Hinweise zur Anwendung bioidentischer Hormone

Wenn Sie sich für bioidentische Hormone entscheiden, helfen diese Tipps bei der optimalen Anwendung.

Die richtige Ärztin finden

Worauf achten:

  • Fundierte Ausbildung in Endokrinologie/Gynäkologie
  • Realistische Darstellung von Nutzen und Risiken
  • Keine übertriebenen Versprechungen („völlig natürlich und ohne Nebenwirkungen”)
  • Bereitschaft zu evidenzbasierter Beratung
  • Kein Verkauf eigener Präparate (Interessenkonflikt)

Warnsignale:

  • Versprechungen von „Anti-Aging” oder „ewiger Jugend”
  • Kategorische Ablehnung konventioneller HRT
  • Ausschließliche Dosierung nach Speicheltests
  • Sehr hohe Kosten ohne klare Begründung

Start und Dosierung

Grundprinzip: „Start low, go slow”

  • Beginnen Sie mit niedriger Dosierung
  • Steigern Sie langsam basierend auf Symptomen
  • Geben Sie jeder Dosierung 4-8 Wochen Zeit
  • Hormonwerte im Blut sind weniger aussagekräftig als Symptomverbesserung

Typische Dosierungen:

  • Östradiol-Gel: 0,5-1,5 mg täglich
  • Mikronisiertes Progesteron: 100-200 mg täglich (bei Gebärmutter)
  • Anpassung individuell nach Beschwerden

Anwendungstipps

Bei Gel:

  • Auf trockene Haut auftragen (Unterarm, Oberschenkel, Bauch)
  • Nach Auftragen 1 Stunde warten bis zum Hautkontakt mit anderen
  • Immer zur gleichen Tageszeit
  • Nicht unmittelbar vor Schwimmen oder Duschen

Bei Kapseln:

  • Mikronisiertes Progesteron abends nehmen (leicht schlaffördernd)
  • Mit Nahrung für bessere Aufnahme
  • Regelmäßige Einnahmezeit

Bei Cremes:

  • Dünn auftragen auf Haut mit guter Durchblutung
  • Wechselnde Auftragsorte

Regelmäßige Kontrollen

Mindestens jährlich:

  • Gespräch über Symptome und Nebenwirkungen
  • Nutzen-Risiko-Bewertung
  • Blutdruckmessung
  • Gewicht und BMI
  • Mammographie (ab 50 oder bei Risikofaktoren)

Bei Bedarf:

  • Hormonbestimmung im Blut (nur bei unklaren Beschwerden)
  • Ultraschall der Gebärmutter (bei unregelmäßigen Blutungen)

Wissenschaftliche Evidenz zu bioidentischen Hormonen

Was sagt die Forschung zu bioidentischen Hormonen?

Studien zu mikronisiertem Progesteron

Die bisher beste Evidenz für Vorteile bioidentischer Hormone liegt bei mikronisiertem Progesteron:

E3N-Studie (Frankreich, 80.000 Frauen):

  • Mikronisiertes Progesteron zeigte kein erhöhtes Brustkrebsrisiko in den ersten 5 Jahren
  • Synthetische Gestagene erhöhten das Risiko signifikant
  • Längerfristige Anwendung von mikronisiertem Progesteron: leichte Risikoerhöhung, aber geringer als bei synthetischen Gestagenen

PEPI-Studie:

  • Mikronisiertes Progesteron hatte günstigere Effekte auf Lipidprofil als synthetische Gestagene
  • Guter Endometriumschutz

Studien zu transdermalem Östradiol

Transdermales bioidentisches Östradiol zeigt Vorteile gegenüber oralen Östrogenen:

Geringeres Thrombose-Risiko:

  • Mehrere Studien zeigen deutlich niedrigeres Risiko bei Pflaster/Gel im Vergleich zu Tabletten
  • Besonders relevant bei Risikofaktoren

Was fehlt?

Individuell hergestellte Rezepturen:

  • Keine großen randomisierten kontrollierten Studien
  • Keine Langzeitdaten zu Sicherheit
  • Wirksamkeit und Risiken werden aus Studien zu standardisierten Präparaten extrapoliert

Rimkus-Methode:

  • Keine wissenschaftlichen Studien zur Methodik
  • Keine Evidenz für Überlegenheit gegenüber konventioneller HRT
  • Speicheltest-basierte Dosierung wissenschaftlich nicht validiert

Alternativen zu bioidentischen Hormonen

Wenn bioidentische Hormone nicht das Richtige für Sie sind, gibt es Alternativen:

Moderne konventionelle HRT

Viele moderne HRT-Präparate enthalten bereits bioidentische Hormone zu deutlich günstigeren Preisen:

  • Östradiol-Präparate (Gel, Pflaster)
  • Mikronisiertes Progesteron
  • Kassenleistung
  • Gut erforscht

Natürliche Ansätze ohne Hormone

Pflanzliche Präparate:

  • Traubensilberkerze (Cimicifuga)
  • Soja-Isoflavone
  • Rotklee
  • Wirkung moderater als Hormone, aber bei milden Beschwerden oft ausreichend

Lifestyle-Anpassungen:

  • Regelmäßige Bewegung
  • Stressmanagement
  • Gesunde Ernährung
  • Gewichtsmanagement

Nicht-hormonelle Medikamente

Bei Kontraindikationen für Hormone:

  • SSRI/SNRI (niedrig dosierte Antidepressiva)
  • Gabapentin
  • Akupunktur
  • Kognitive Verhaltenstherapie

Kosten und Kostenübernahme

Ein wichtiger praktischer Aspekt sind die Kosten.

Standardisierte bioidentische HRT-Präparate

Kosten: 10-40 Euro pro Monat Kassenübernahme: Ja, in der Regel vollständig oder mit geringer Zuzahlung Beispiel: Gynokadin Gel (1 Packung) ca. 25 Euro, Utrogest ca. 15 Euro

Individuell hergestellte bioidentische Hormone

Kosten: 50-150 Euro pro Monat Kassenübernahme: Meist nein (Selbstzahlerleistung) Zusatzkosten:

  • Speicheltests: 50-200 Euro pro Test
  • Individuelle Beratung: 80-200 Euro pro Sitzung
  • Regelmäßige Anpassungen

Jährliche Gesamtkosten: 800-2.000 Euro oder mehr

Einen detaillierten Überblick zu allen Hormonersatztherapie Kosten und Krankenkassenleistungen finden Sie in unserem ausführlichen Kostenratgeber.

Lohnt sich der Mehrpreis?

Für die meisten Frauen: Nein

  • Standardisierte bioidentische Präparate bieten vergleichbare Vorteile
  • Bessere Studienlage
  • Geringere Kosten

Ausnahmen:

  • Bei Unverträglichkeiten gegenüber Fertigpräparaten
  • Wenn sehr individuelle Dosierungen nötig sind
  • Bei intensivem Betreuungswunsch

Fazit: Bioidentisch ist nicht gleich besser

Bioidentische Hormone sind weder Wundermittel noch gefährlicher als konventionelle HRT. Die wichtigsten Erkenntnisse:

Was bioidentische Hormone wirklich sind

  • Hormone mit identischer Struktur zu körpereigenen Hormonen
  • Oft aus pflanzlichen Quellen synthetisiert
  • Viele moderne konventionelle HRT-Präparate sind bereits bioidentisch

Was bioidentische Hormone können

  • Wechseljahresbeschwerden effektiv lindern
  • Möglicherweise bessere Verträglichkeit (besonders mikronisiertes Progesteron)
  • Bei transdermaler Anwendung: günstigeres Sicherheitsprofil

Was bioidentische Hormone nicht sind

  • Nicht „natürlich” im Sinne von pflanzlich und unverarbeitet
  • Nicht risikofrei – gleiche Risiken wie konventionelle Hormontherapie
  • Nicht automatisch besser als moderne HRT-Präparate

Die beste Wahl für die meisten Frauen

Standardisierte bioidentische HRT-Präparate bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis:

  • Transdermalcs Östradiol (Gel oder Pflaster)
  • Plus mikronisiertes Progesteron bei Gebärmutter
  • Gut erforscht, reguliert, günstig
  • Von Krankenkassen übernommen

Individuell hergestellte bioidentische Hormone können für wenige Frauen sinnvoll sein, die besondere Bedürfnisse haben – aber nicht als Standardlösung.

Die wichtigste Botschaft

Nicht die Frage „bioidentisch oder synthetisch” ist entscheidend, sondern:

  • Welche spezifischen Hormone (Östrogen, Gestagen-Typ)
  • Welche Dosierung (so niedrig wie möglich, so hoch wie nötig)
  • Welche Anwendungsform (transdermal meist günstiger als oral)
  • Wie lange die Anwendung (so kurz wie möglich)
  • Ihre individuellen Risikofaktoren

Lassen Sie sich nicht von Marketing-Versprechen blenden. Eine evidenzbasierte, individuell angepasste Hormontherapie – ob bioidentisch oder konventionell – in der niedrigsten wirksamen Dosis ist der beste Weg zu mehr Lebensqualität in den Wechseljahren.

Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin über die für Sie optimale Option – basierend auf wissenschaftlichen Fakten, nicht auf Mythen über „natürliche” Hormone.

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